Feuerwerker, Sprengmeister, Bombenentschärfer...
Namenlose Helden der Bombennächte...
Wenn die Bomber ihr grausames Vernichtungswerk beendet hatten, begann in den Trümmern der deutschen Großstädte ihr einsamer Kampf gegen den tausendfachen Tod!
von links...
Oberfeldwebel Karl Kudla (1914-1945) aus Gleiwitz/Schlesien
gestorben in polnischer Gefangeschaft beim Minen räumen
Hauptmann Egon Aghta (1918-1945) aus Berlin
Gefallen bei einem Gefecht am 02.05.1945 in Berlin
Oberfeldwebel Siegfried Rieger (1915-1999) aus Waldsee
Schilderung von Vorfällen, die Siegfried Rieger aus seiner Feuerwerkertätigkeit bekannt sind...
1. Brandbombe in Lankwitz, Eisenbahn-
gewerkschaftssiedlung...
Eine Stabbrandbombe lag als Blindgän-
ger auf dem Dachboden. Ein Urlauber
von der Ostfront versuchte, die Brand-
bombe durch mehrmaliges Aufschlagen
der Bombe auf einen Stein zur Entzündung zu bringen. Die Brandbombe zischt auf und schon nach wenigen Sekunden kommt der eingebaute Sprengsatz zur Detonation. Unter den Augen seiner Angehörigen wurde ihm eine Hand abgerissen.
2. Sprengbombe in der Gasanstalt Gitschinerstraße...
Nach einem Bombenangriff finden die Arbeiter an einer Kokshalde eine 250Kg Bombe. Einer von den Arbeitern will den Helden spielen und die Bombe selbst entschärfen. Seine Kameraden wollen ihn von seinem Vorhaben abbringen, er aber will unbedingt beweisen, daß die Entschärfung einer Bombe eine Kleinigkeit ist. Die Arbeitskameraden entfernen sich und unser Held versucht den Zünder auszuschrauben. Schon nach Sekunden fliegt die Bombe hoch. Die eingebaute Ausbausperre des Langzeitzünders trat nach 2 Umdrehungen in Tätigkeit. Von dem Mann wurde nichts mehr gefunden.
3. Luftmine am Kamin einer kleinen
Ortschaft bei Aachen...
Eine sogenannte „Litfaßsäule", eine 1800Kg schwere Minenbombe, lag etwa 100 m weit vom Dorfrand auf freiem Felde in der Nähe einer Nachschubstraße zur Front. Ein Offizier des in der Ortschaft liegenden Truppenteiles wollte die Mine selbst sprengen. Er hatte keine Ahnung von der ungeheuren Druckwirkung einer solchen Bombe. Die Sprengung wurde durchgeführt ohne die erforderlichen Absperrungs- und Sicherungsmaßnahmen. Der Luftdruck zerstörte sämtliche Fenster- scheiben, drückte Türen und Wände ein. 4 Personen wurden getötet, etwa 50 Personen zum Teil schwer verletzt.
4. Bombe am Portal des Charlottenburger Schlosses.
In der Nacht fällt eine 250Kg-Langzeitzünderbombe in den Vorhof des Schlosses. Ein Gärtner der Schloßgartenverwaltung findet bei Arbeitsbeginn den Brocken und versucht die Bombe auf den Gepäckträger seines Fahrrades zu packen. Er richtet sie zweimal auf und jedesmal fällt sie ihm auf die Steinfläche zurück. Die Erschütterungen hätten genügt, die Bombe, sich selbst und das halbe Schloß in die Luft zu jagen. Der Zeitpunkt der selbsttätigen Entzündung war fast erreicht. Ein Glück für ihn, daß Polizei und Feuerwerker sein leichtsinniges Handeln unterbrochen haben. Die Entschärfung dieser Bombe konnte vom Feuerwerker 5-10 Minuten vor der Explosion durchgeführt werden. Kurz nach der Entschärfung wurde der Schlagbolzen aus dem Zünder herausgeschleudert!