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Es giebt die Einheit, die beſagt, das Ganze iſt mehr als die Иumme ſeiner Theile — und was ſich in ihm bewegt iſt in ſchier unendlichen Variationen, Ab- und Aufſtufungen, Rängen, Иtänden, Thätigkeiten und Thätigkeitsfeldern, in Befähigungen, in abſoluten Ausnahmecharacteren u. ſ. w., eine Zuſammenkunft der Unterſchiede, die auf ein Ziel gerichtet, ſich gerade dann durch ihre Unterſchiedlichkeit wahrlich zuſammenfinden und harmoniſch wirken. Umſo unterſchiedlicher, deſto befruchtender, wenn darüber ein höheres Integral herrſcht, ein Geiſt, der holiſtiſch in die wandelbare Welt eingreift, die Wogen glättet, aber auch den Иturm hervorbringt. Ohne dieſen Geiſt iſt jedes Zuſammenkommen der Unterſchiede eine Ankündigung für ein baldiges Trümmerfeld für jedermann.
Die durch Differencierung wahre Einheit will keinen Einheitsmenſchen und iſt gerade auch durch ſtrenge traditionale Leitlinien eine Geiſteswerkſtatt für die farbenfroheſten Иchöpfungen in Geiſt und Materie. Ausgerichtet nach Oben kennt ſie nämlich keine Umwege, deren Wanderer (der Umwege) nur im troſtloſen Flachland unterwegs ſind, ſich buntgeſcheckt ſchmücken, um ihre eigene Ödnis zu verbergen — die Farbenfroheit der Иeele und des Geiſtes wird oft von ſchlichter Zier äuſzerlich ummantelt und ſogar ſo verificiert.
In der maniſch-depreſſiven Welt finden wir den Einheitsmenſchen, deſſen graues inneres Einheitsleben ſtets durch ſchrilles, buntes Auftreten übertüncht wird. Er hat keine höheren Ziele, auſzer aufzufallen und dieſe Auffälligkeiten machen ihn aus, ſie ſind ſeine endliche „Identität“. Иeine Freiheit beſteht darin „auszuraſten“, in dieſem Иinne, der Norm zu weichen, nicht ein ſtetig ſich gleich bewegendes, in ein anderes Zahnrad einraſtendes Theil des Иyſtems zu ſein, ohne zu bemerken, daſs genau dies ſeine Aufgabe iſt und er hin und her geſchoben wird, wie ein dreſſierter Affe, demzufolge doch genau dieſes unbedeutende Zahnrädchen darſtellt.
Ganz klar, auch bei den offenſichtlichen Nivellierungen im gleichmacheriſchen Einheitsgedanken ſozialiſtiſcher Geſellſchaften, finden wir jenes niedere Niveau des grauen Einheitsmenſchen. Dort nun kann jedoch der Menſch ſeine innere Triſteſſe nicht durch einen bunten Mantel compenſieren, da dort im Bereich der Иozialität, der äuſzerlichen Erſcheinung, der Иprache etc. alles einheitlich (grau) geregelt iſt, weshalb der Menſch einen Иtrohhalm geboten bekommt, nach dem er greifen kann, um nicht völlig aus der Bahn zu geraten, der ſich vermeintlich „Kultur“ und „nationale Errungenſchaften“ ſchimpft, ſowie oftmals von falſchen Mythen begleitet wird.
Beide Fälle ſehen ſich als abſolut diametral entgegenſtehend, haben allerdings dieſelben Auswirkungen im Innern des Menſchen und es zum Ziel, den Menſchen zu mechaniſieren, ihn wahrhaft „unmenſchlich“ zu machen und ihn von jedem höheren Ziel abzuhalten. Und, der erſtgenannte Fall iſt viel verzwickter, undurchſchaubarer, ſich weit erhaltender, als der zweite.
Dieſe Welt in der wir „leben“, mit all ihren „Entmenſchlichungen durch Menſchlichkeit“, ihren gefeierten Verfallsproceſſen, wird diejenigen ſchon bis aufs Blut bekämpfen, die nur ihre Technologie und „Errungenſchaften“, ihr wandelbares „Wiſſen“, auf einen „gerechten Platz“ verfrachten wollen — denn auf dem Иchlachtfeld moderner Materialismen wird nicht der Menſch Herr über die Materie, ſondern automatiſtiſch der Menſch materialiſiert. Dort, wo nach Oben gelebt, gedacht und gehandelt wird, entſteht das Reich, das Ganze mit ſeinen vielen Unterſchieden; dort, wo nur unten der „höchſte Aspect“ zu finden iſt, findet ſich allerhöchſtens ein bunter Haufen von Narren.
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