Das gleiche Prinzip (also die Befangenheit der Zeugen) nutzt er beim Thema "Anzahl der bestätigten Eigenschaften Allahs". So zitiert er Kalām-Anhänger, die behaupten, es sei eine wahhabitische Unterstellung, dass die Aschʿarīyah nur 7 Eigenschaften bestätigen.
Ein Kalām-Anhänger behauptet, dass sie unzählige Eigenschaften bestätigen, während ein anderer sagt, dass sie neben den 7 bekannten Eigenschaften auch bestätigen, dass Allah Schöpfer, Versorger, Barmherziger usw. ist.
Betrachten wir zunächst die sieben Eigenschaften näher. Danach prüfen wir, ob die Ašʿarīya und Māturīdīya auch Eigenschaften wie Schöpfung, Barmherzigkeit, Versorgung, Liebe usw. bestätigen.
Wenn mit „ṣifa“ eine Eigenschaft gemeint ist, die dem Wesen selbst innewohnt, erkennen die Ašʿarīya nur sieben solche Eigenschaften an. Diese sind: Macht (qudra), Wille (irāda), Wissen (ʿilm), Leben (ḥayāh), Sprache (kalām), Hören (samʿ) und Sehen (baṣar).
Die Māturīdīya fügen eine achte Eigenschaft hinzu, nämlich "Überführung in den Seinszustand" (takwīn).
Nun versuchen sie weitere Eigenschaften hinzuzufügen, wie z.B. die Existenz. Gut, welche Sekte bestätigt nicht, dass Allah existiert?
Dann werden die sieben Eigenschaften mit 2 multipliziert:
Al-Bayjūrī sagte: „Das Zählen der sogenannten ‚ṣifāt al-maʿnawiyya‘ basiert auf der Auffassung derjenigen, die die Existenz von ‚aḥwāl‘ (Plural von ḥāl) bestätigen. Ein ‚ḥāl‘ ist eine Eigenschaft, die weder existierend noch nicht existierend ist (!?), sondern zwischen Existenz und Nicht-Existenz liegt. Auf dieser Grundlage hat as-Sanūsī in seinem Werk as-Ṣughrā formuliert, als er sagte: ‚Und dass Er mächtig ist...‘ usw.
Die bevorzugte Meinung der Gelehrten ist jedoch, dass es keine ‚aḥwāl‘ gibt und dass die Vorstellung eines ‚ḥāl‘ unhaltbar ist.“
(Quelle: Šarḥ al-Jawhara, S. 77)
Also bestätigen sie die Macht Allahs und dass Er mächtig ist, das Wissen Allahs und dass Er Wissens ist, etc. Das sollen jeweils 2 Eigenschaften sein. Von 7 mache 14, plus die Existens, dann sind wir bei 15.
Daneben gibt es Eigenschaften, die (ṣifāt salbiyya) genannt werden. Diese sind fünf: Ewigkeit (al-qidam), Beständigkeit (al-baqāʾ), Andersartigkeit von den Geschöpfen (mukhālafat al-ḥawādith), Selbstständigkeit (al-qiyām bi-nafsihi) und Einheit (al-waḥdāniyya).
Al-Bayjūrī erklärt: „Hier beginnt die Diskussion über die ṣifāt salbiyya. Das sind Eigenschaften, die darauf hinweisen, dass Allah frei von allem ist, was nicht zu Seiner Majestät passt.
Diese Eigenschaften sind nach der richtigen Auffassung nicht auf die fünf beschränkt. Der Autor zählt fünf auf, weil alles andere, wie die Verneinung von Kind, Partner oder Helfer und alles Ähnliche, darauf zurückgeführt werden kann – entweder direkt oder indirekt. Diese fünf gelten als die grundlegenden und wichtigsten negativen Eigenschaften.“ (Šarḥ al-Bayjūrī ʿala al-Jawhara, S. 54).
Es ist wichtig zu wissen, dass diese Eigenschaften nur ausdrücken, dass Allah frei von allem ist, was Seiner Vollkommemheit nicht entspricht.
Damit wären wir bei 20 Eigenschaften.
Wie man unschwer erkennen kann, werden tatsächlich nur 7 Eigenschaften bestätigt.
Zahlreiche Kalām-Gelehrte erklärten, dass dies die Grundlage bildet:
ʿAbd al-Qāhir al-Baghdādī sagte:
„Unsere Gefährten sind sich einig, dass Allah, erhaben ist Er, lebendig ist durch Leben, mächtig durch Macht, wissend durch Wissen, wollend durch Willen, hörend durch Hören, ohne Ohr, sehend durch Sehen, was Wahrnehmung ist, ohne Auge, und sprechend durch Sprechen, das nicht aus Klängen und Buchstaben besteht. Und sie sind sich einig, dass diese sieben Eigenschaften ewig sind und sie ‚qadīm‘ (ohne Anfang) genannt werden.“
(Uṣūl ad-Dīn, S. 90)
Al-Ghazālī sagte:
„Die Gesamtheit der schönen Namen (al-Asmāʾ al-Ḥusnā) bezieht sich auf das Wesen und auf sieben Eigenschaften.“
(Majmūʿat Rasāʾil al-Imām al-Ghazālī, S. 126)