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Brief von Gunter Gebhard
Samurskaja, den 28. September 2024
Liebe Freunde und Mitmenschen,
wir stehen einen Tag vor Michaeli und es sind genau 100 Jahre vergangen, seit Rudolf Steiner seine letzte Ansprache in Dornach hielt, wobei er das, was er sagen wollte nicht zu Ende ausführen konnte, weil er zu sehr durch die Krankheit geschwächt war. Er wollte da ganz Wesentliches zur Gestaltung eines zukünftigen Michaels-Festes mitteilen.
Der Michaels-Tag, der eigentlich ein wirkliches Michaels-Fest werden sollte ist eines der vier Jahresfeste, die mit dem Wechsel der vier Jahreszeiten zusammenfallen: Weihnachten, Ostern, Johanni und Michaeli.
Für das seelische Erleben des Menschen ist der Winter wie eine Nacht und der Sommer wie ein Tag und Frühling und Herbst sind in diesem Erleben das Aufwachen aus dem nächtlichen Winter-Schlaf in den Tag hinein und das Einschlafen vom Sommer-Tag in die Nacht hinein.
Erleben wir aber in unserer Seele, was die Erde vollzieht, dann ist das genau das Umgekehrte. Im Winter ist das Leben der Erde in ihrem Leib unter der Erdoberfläche, so wie wir mit unserer Seele am Tag in unserem Leib sind. Im Frühling bewegt sich das Leben der Erde aus ihrem Leib heraus, die Natur beginnt aus der Erde dem Kosmos entgegen herauszuwachsen; das ist wie ein Einschlafen des Menschen, wenn die Seele den Leib verlässt. Der Sommer der Erde ist dann deren Schlaf, wo sich ihr Leben mit den Weiten des Kosmos verbindet und im Herbst, wenn die äußere Natur abstirbt, kehrt das Leben unter die die Erdoberfläche in den Leib zurück, sie erwacht, wie wir Menschen am Morgen.
Der Sommer ist für die Menschen die Zeit der Ferien und des Urlaubs, in der wir unserem denkenden Bewusstsein eine Pause gönnen und uns genießend dem Schlaf der Erde hingeben. Wir können dem Licht und der Wärme des Kosmos vertrauen, in dem das Leben der Erde, die Seele der Erde sich aufhält. Kommt dann aber der Herbst, gilt sich den zunehmend dunklen Kräften unter der gegenüber aufzuwachen; würden wir Menschen in dieser Zeit des Herbstes weiterhin vertrauensvoll schlafen, würden wir unbemerkt unter die Herrschaft der dunklen Kräfte kommen. Das ist eben die Michaeli-Zeit, in der in dem uralten Bild der Kampf mit dem Drachen beginnt. Gewinnen wir den Kampf und können im Spätherbst auf das in uns selbst entfachte Licht schauen, dann kann es Weihnachten werden, in dem das Christkind in uns geboren werden kann. Ohne die Geburt dieses Kindes könnten wir kein Ostern, keine Auferstehung miterleben und dann in der Folge auch kein Pfingstfest feiern, in dem wir vom Heiligen Geist berührt werden.
Damit ist in aller Kürze der Zusammenhang der Jahreszeiten mit dreien der vier großen Jahresfeste angedeutet. Das Vierte Jahresfest, Johanni, die Geburt des Täufers Johannes, entfällt sehr oft unserem Bewusstsein. Welche Bedeutung hat nun aber diese Fest? Johannes der Täufer ist der Mensch, der den Christus bei der Taufe im Jordan als den Sohn Gottes erkennen konnte. Das konnte er aber nur, weil er als Mensch aus seinem menschlichen Willen die Kräfte in sich wach gerufen hat, die es ihm ermöglichten im Sommer, in der Zeit seiner Geburt, wach zu bleiben und nicht mit der Erde in den Sommer hineinzuschlafen. Hätte er nicht den inneren Willen entfaltet, wach zu bleiben, auch wenn er, oder gerade weil er ein „Kind des Sommers“ ist, dann hätte er nicht den Christus bei der Taufe im Jordan erkennen können. Dazu musste er erst aus seinem Willen erwachen.
Hätte er als Sommer-Kind geschlafen, hätte sich all das, was uns heute mit dem Christentum verbindet, nicht so ereignen können, wie es sich ereignet hat. Die ganze weitere Entwicklung der Erde und der Menschheit wäre anders verlaufen. Ostern, das Fest der Auferstehung hätte ein völlig anderes Gesicht bekommen. (...)
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