Mit einem Schockurteil endete am Montag der Prozess um eine nahezu tödlich verlaufene Messerattacke vor dem „Mangal“-Dönerladen am Kölner Chlodwigplatz. Elf und elfeinhalb Jahre Haft mit SV – das ist die Strafe für zwei Männer, die laut Gericht in brutaler Weise auf zwei Opfer eingestochen haben sollen. Der Grund? Schmähungen gegen eine rockerähnliche Sekte im Internet.
Bluttat nach Enthüllungen im Livestream
Die Opfer, die sich in einem Livestream kritisch über die Sekte geäußert und Enthüllungen angekündigt hatten, machten an jenem verhängnisvollen Tag einen fatalen Fehler: Sie verrieten ihren Standort. In einer Streamingpause erwähnten sie, dass sie sich beim beliebten „Poldi-Döner“ stärken wollten – ein Hinweis, der den Tätern zur tödlichen Falle gereichte.
Nur kurze Zeit später brachen die Täter über sie herein. Einer der Angreifer setzte zuerst Pfefferspray ein, bevor er mit einem Messer auf eines der Opfer einstach. In panischer Angst floh der Verletzte hinter die Theke des Dönerladens und flehte die Mitarbeiter um Hilfe an. Doch er erhielt keine scharfen Messer zur Verteidigung.
„Töte ihn!“: Die mörderische Jagd geht weiter
Doch der Albtraum endete nicht hier. Vor dem geschlossenen Rewe-Markt schlugen die Täter erneut zu. Der Begleiter des ersten Opfers wurde ebenfalls mit Pfefferspray außer Gefecht gesetzt, bevor die Gewalt eskalierte. „Töte ihn!“, soll einer der Angeklagten geschrien haben, während sie mit einem Messer auf den Mann einprügelten. Die Szenerie: ein Fahrradständer, überzogen von Blut. Beide Opfer überlebten die Angriffe nur knapp, ihre Verletzungen waren lebensbedrohlich.
Videoaufnahmen und internationale Flucht
Die Ermittlungen förderten schockierende Details zutage. Überwachungskameras zeichneten die Tat auf – ein Angeklagter wurde klar identifiziert. Künstliche Intelligenz und Gutachter bestätigten die Übereinstimmung. Zudem hatten die Männer vor der Tat gemeinsam das Ausland betreten und waren nach der Attacke in die Türkei geflohen. Die internationale Jagd führte schließlich zu ihrer Festnahme – einer in der Türkei, der andere in Dubai, bevor beide an Deutschland ausgeliefert wurden.
Ein erschütternder Prozess
Die Verbindung zur Sekte ließ das Motiv der Bluttat erahnen: Einer der Angeklagten war seit 2016 Mitglied und gehörte zu denen, die gnadenlos gegen Kritiker vorgingen. „Dieser Fall zeigt die gefährliche Macht solcher Gruppierungen“, betonte Richter Alexander Fühling.
Der Fall lässt Köln erschüttert zurück. Was bleibt, ist ein Gefühl von Entsetzen – und die Gewissheit, dass diese Tat nicht nur die Opfer, sondern auch eine ganze Stadt geprägt hat.