Manntje, Manntje, Timpe Te
Das tut mir aber Leid für die Herrschaften in Berlin und Angegliederte, dass die Amerikaner nicht so wollen wie sie, um das Wort aus dem Märchen "Vom Fischer und seiner Frau" einmal umzukehren. Sie dachten, am Trog der Macht geht der Krug ewig weiter zum Brunnen, sie können sich immer mehr wünschen, ohne jemals zurückgeworfen zu werden. Nun hat in Amerika der von ihnen ausgerufene Gottseibeiuns das Rennen gemacht und ist Präsident ihres Gönners aus Übersee. Das kann passieren. Das ist der Moment der Erkenntnis, wenn man die ganze Zeit Politik nach Ideologie, nach Ängsten, nach Schreckgespenstern, statt nach Interessen macht. Lang ist es her, dass wir einen Bismarck hatten, der Realpolitik betrieb.
Nun haben die USA ihren Bismarck. Der hat angekündigt, das zu tun, was er schon einmal unter Beweis gestellt hatte, nämlich Politik für sein Land zu machen und dessen Interessen zu verfolgen. Das heißt, kostspielige Kriege zu vermeiden, die eigene Wirtschaft zu fördern, Zölle zu erheben und die Grenzen zu schließen. Ganz vernünftige Dinge, sollte man meinen, wenn denn die Vernunft regiert und nicht ein diffuses Gefühl von schön oder nicht schön.
Was ist nun außerhalb Amerikas davon zu erwarten? Der Stellvertreterkrieg zwischen der Ukraine und Russland wird voraussichtlich schnell beendet sein. Was im Nahen Osten weiter geschehen wird, ist unklar, denn einerseits ist Trump klar auf Seiten der Israelis, andererseits könnte er dadurch dort Druck auf eine Friedenslösung machen. Gleichzeitig könnte die israelische Regierung versucht sein, vorher Fakten zu schaffen. Mit ihrer Vorstellung, den Iran bekämpfen zu müssen, ist sie auf einer Linie mit Trump. Der Unterschied ist, dass Trump trotz seines Attentates auf iranische Politiker den offenen Krieg mit Iran bisher scheute.
An drei Dingen kommt aber auch Trump nicht vorbei: Wenn er Amerika groß machen will, dann muss er die Konkurrenten Amerikas im Auge behalten. Das ist allen voran China, aber auch Russland und mit ihm zusammen Europa.
Wird er China versuchen einzudämmen? Die Chinesen sind der größte Geldgeber der USA. Das legt ihnen gewisse Fesseln an.
Wenn er die Europäer in ihrer Verteidigungspolitik auf sich selbst zurückwerfen will, so muss er gleichzeitig darauf achten, dass die Europäer dadurch nicht zu viel Macht gewinnen und von der Leine gelassen sich den Russen zuwenden. Was George Friedman seinerzeit als 100-jähriges Interesse der Amerikaner skizzierte, nämlich Deutschland und Russland auseinander zu halten, ist ja eine realpolitische Notwendigkeit Amerikas. Wird Trump versuchen, aus einer Befriedung des deutsch-russischen Verhältnisses auch für die Amerikaner eine günstige Situation zu schaffen oder wird er dem einen Riegel vorschieben wollen?
Gewiss darf erwartet werden, dass mit Trump die Weltpolitik zunächst weniger blutig sein wird, als mit den Demokraten, aber ruhig wird sie nicht sein. Und Realpolitik bedeutet eben, dass alle sich behaupten müssen, auch wir. Wir haben weit mehr Jahrhunderte auf dem Buckel, als die USA, aber nach unserem Rückfall in ein Windelzeitalter kommen wir nicht darum herum, endlich wieder erwachsen zu werden.
@RAStBChrisMoser