🌲
🪶🪡
In einem abgelegenen Dorf, tief in den nebelverhangenden Wäldern des Nordens, lebte eine alte Frau namens Alva, die letzte Seidr-Weberin ihrer Art. Alva war eine Hüterin uralter Magie und das Wissen über Kräuter und die Geister der Ahnen floss durch ihr Blut. Von klein auf hatte sie gelernt, das Flüstern der Natur und das Murmeln der Toten zu verstehen. Sie konnte die Zeitlinien weben und Geheimnisse der Ahnen aus Kräutern und dem Wind lesen, was ihr eine tiefe Weisheit und Kraft verlieh. Doch die Dorfbewohner begegneten ihr mit Furcht und Misstrauen, denn man munkelte, sie könne mit Geistern sprechen und Schicksale beeinflussen.
Alvas einzige Gesellschaft war ihre Enkelin Freya. Freya, ein junges Mädchen, hatte ihre Eltern verloren und war seither bei der Großmutter aufgewachsen. Die Dorfbewohner wagten sich selten zum Haus der beiden, das am Rande des Waldes lag, doch wenn Not herrschte – wenn ein Kind krank wurde, die Ernte versagte oder Unheil drohte – wandten sie sich an Alva. Dann flüsterten sie ihr Bitten zu, manchmal mit gesenktem Blick oder einem Hauch von Verachtung, und brachten ihr Opfergaben, um sich das Wohlwollen der Ahnen zu sichern.
Alva wusste, dass ihre Zeit begrenzt war, und so begann sie, Freya in ihre Geheimnisse einzuweihen. Sie lehrte sie, Kräuter zu sammeln und Tränke zu brauen, den Ruf der Raben zu deuten und das flüsternde Lied des Windes zu verstehen. Freya lernte, das Land zu achten und in seinen Kreisläufen die Weisheit der Ahnen zu erkennen. Doch die Dorfbewohner beobachteten sie argwöhnisch und nannten Freya manchmal „Hexenkind“. Trotz dieser Abweisung spürte Freya die Verbundenheit mit der Natur und den Ahnen und verstand, warum ihre Großmutter diesen Weg gegangen war.
Der Tag kam, an den Alva schließlich erkrankte. Trotz all ihrer Heilkräuter und Zauber nahm das Alter seinen Lauf, und die Kraft verließ die.
In einer stillen, kalten Nacht, nahm Alva, Freyas Hände als sie spürte das ihre Kräfte nachließen und sie wusste, dass ihr Ende nahte, „Hör zu, mein Kind“, flüsterte sie. „Das Wissen, das ich dir gegeben habe, ist ein Geschenk und ein Fluch. Die Menschen werden dich fürchten und zugleich zu dir kommen, wenn sie Hilfe brauchen. Du wirst allein sein, doch die Ahnen werden immer bei dir sein.“
Und so übergab Alva all ihr Wissen und segnete Freya, die nun die neue Seidr-Weberin des Dorfes wurde. Alva starb in jener Nacht, doch ihr Geist blieb in den Wäldern, in den Kräutern und im Wind. Freya, nun in Alvas Fußstapfen, spürte die Last und die Kraft des Erbes, das ihr gegeben worden war. Die Dorfbewohner wandten sich weiterhin an sie, immer voller Furcht und Respekt, doch Freya wusste, dass die Ahnen ihr zur Seite standen.
So wurde Freya zur neuen Hüterin des Wissens. Sie verstand das ihr Schicksal einsam sein würde, das die Menschen die bräuchten und fürchteten. Doch die spürte die Macht der Ahnen in jeder Pflanze, in jedem Flüstern des Waldes. Wenn sie abends allein war, sprach sie oft mit Alvas Geist, der wie ein wispernder Wind durch die Bäume wehte.
Freya war nun die letzte ihrer Art, eine Seidr Weberin, und die Ahnen wussten das ihr Wissen sicher war.
Ende 🌲
🪡
🕯
⚜🧚Elfenwerk 🧚⚜
@celticia
T.me/elfenwerk
T.me/gutenachterzaehlung