Meine Oma hat immer gesagt:
„Streit reinigt böses Blut.“
Und ich glaube, sie hatte recht. Aber nur, wenn man danach auch bereit ist, zu verzeihen. Das ist der schwierige Part. Verzeihen.
Uns wurde nie beigebracht, wie das richtig geht.
Es ist nicht wie Radfahren oder Krawattenbinden, es gibt keine Anleitung dafür.
Die Gesellschaft sagt uns, wir sollen individuell sein, unseren eigenen Willen durchsetzen, uns nie verbiegen. Immer stolz bleiben, immer stark.
Aber eine Beziehung, Freunde…
Eine Beziehung ist kein Armdrücken. Es ist eher wie Tanzen. Ein bisschen vor, ein bisschen zurück. Und wenn man sich gegenseitig mal auf die Füße tritt, sagt man „Sorry“ und tanzt weiter.
Und seien wir ehrlich:
Ich bin kein Fred Astaire des Beziehungslebens.
Ich stolpere, ich falle, ich reiß den Tanzpartner mit runter.
Ich mache mehr Fehler als alle meine Familienmitglieder zusammen.
Jeden. Einzelnen. Tag.
Dinge liegen rum? Meine Schuld. Die Einkaufsliste? Halte ich für eine Art Vorschlag. Ich verspreche mehr, als ich halten kann. Und die Katze? Ja, die tritt man auch mal versehentlich auf den Schwanz. Die schaut dich an mit diesem Blick, der irgendwo zwischen „Du bist ein unfähiger Trottel“ und „Ich verzeih dir, weil ich nichts Besseres zu tun habe“ liegt.
Und das Schlimme ist:
Die Katze hat das Verzeihen nicht drauf. Sie erwartet, dass du dich entschuldigst. Und zwar mit Leckerlis, wobei ich auch damit gut zu locken bin.
Und trotzdem lieben sie mich. Meine Frau, meine Kinder, sogar die Katze. Sie geben mich nicht auf, obwohl ich im Alltag eine Mischung aus Mr. Bean und einem Elefant im Porzellanladen bin.
Und ich liebe sie dafür, dass sie mich ertragen. Denn Liebe ist kein perfekt geschnürtes Geschenk, das man einfach so auspackt. Liebe ist ein Durcheinander, das trotzdem funktioniert. Es ist kein Schmetterlingsschwarm im Bauch, wie man es uns in Filmen verkaufen will.
Es ist eher ein Schwarm Wespen, die sich beruhigen, wenn man sie gut behandelt. Und wenn nicht? Naja, dann wird’s schmerzhaft.
Und wenn’s mal nicht hält? Wenn die Liebe wackelt, wie eine alte Kommode mit einer fehlenden Schraube?
Dann gibt es Kekse.
Oder Kaffee.
Oder beides.
Je nach Situation.
Denn Liebe ist auch Arbeit. Manchmal ist sie anstrengend, manchmal absurd, aber sie ist immer wert, dass man dranbleibt.
Lachen.
Lachen ist der Superkleber jeder Beziehung. Wenn man miteinander lachen kann, dann hält das. Und wenn nicht?
Dann kann man’s auch gleich lassen. Ich, der kleine Marshmallowmann, lache jedenfalls immer noch am liebsten mit meiner Frau.
Selbst dann, wenn sie mich mit einem Pudding vergleicht, oder sagt: „Hast du wieder versucht, den Geschirrspüler zu befüllen? Sieht aus wie Verkehrsunfall auf der A1, aber passt schon.“
Liebe:
Ein Chaos, das man gemeinsam erträgt. Und jemand, der dich trotz deiner Macken akzeptiert – ob das jetzt deine Frau ist oder ein pelziges Wesen, das dich nur liebt, wenn der Napf voll ist.
Am Ende geht’s doch darum, jemanden zu haben, der stolz auf einer Party verkündet:
„Der Typ, der sich gerade zum Deppen macht? Jupp, ist meiner.“
Und das, Freunde, ist wahre Liebe.
Also, nehmt euren Schatz mal fest in den Arm.
Gruß, euer Tim
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