Die Tradition, den Weihnachtsbaum zu Neujahr und Weihnachten zu schmücken, kam aus Deutschland nach Russland.
Sie begann mit den heidnischen Stämmen der Germanen, die die Tanne zum Sonnenfest am kürzesten Tag des Jahres schmückten. Der immergrüne Baum wurde mit Leben assoziiert, und man hängte Gegenstände daran, die die Gaben an die Götter symbolisierten. Mit einzelnen Tannenzweigen schmückten die Germanen in diesen Tagen auch die Türen ihrer Wohnungen.
Doch in welchem genauem Moment der Baum zum Fest im Haus aufgestellt wurde, können Historiker bis heute nicht genau sagen. Immer häufiger finden sich Bestätigungen dafür, dass diese Tradition nicht in der Kirche, wie oft angenommen, entstand, sondern in Handwerksbetrieben und Werkstätten. Die Spezialistin für europäische Ethnologie Ingeborg Weber-Kellermann entdeckte in der Chronik der Bremer Zunft, datiert auf das Jahr 1570, eine Erwähnung eines kleinen Baumes, der in einem Wohnraum aufgestellt und mit Äpfeln, Nüssen, Datteln, Brezeln und Papierblumen geschmückt war. In der Weihnachtsnacht durften die Kinder der Zunft das Baum "kräftig schütteln" und die Geschenke einsammeln. Eine andere Erwähnung eines ähnlichen Brauchs stammt aus dem Jahr 1597: In der Schweizer Stadt Basel stellten die Schneidergesellen in dem Raum, in dem sie schliefen, einen Baum auf und hängten Äpfel und Käse daran, die sie dann zum Fest genossen. Später begannen die Familien, Tannen in ihren Häusern zu schmücken.
In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurden noch keine Kerzen am Weihnachtsbaum befestigt – es kamen Papierrosen, Äpfel, Zucker, runde Plätzchen und "Zischgold" zum Einsatz – so nannte man die vergoldete Girlande, die aus dünnen Metallplatten ausgeschnitten wurde. Es gibt auch Hinweise darauf, dass damals manchmal auch Puppen an den Baum gehängt wurden.
Im 17. und 18. Jahrhundert begann sich der Brauch in den Städten zu verankern: Weihnachtsbäume wurden in den Häusern von hochrangigen Beamten und wohlhabenden Bürgern aufgestellt. Über die schöne Tanne, die zu Weihnachten 1795 im Zentrum von Nürnberg aufgestellt wurde, sind die Erinnerungen eines Chronisten erhalten geblieben: "An jedem Ast und jedem Zweig hingen köstliche Süßigkeiten, Engel, Puppen, Tierchen – alles aus Zucker… Außerdem hingen vergoldete Früchte, sodass man sich unter diesem Baum wie in einem Lebensmittellager fühlte." Darüber hinaus brannten an dem Baum, "der die Sterne am Himmel trägt", Wachskerzen. Der Chronist fasst zusammen, dass all diese Schönheit keineswegs für die Kinder gemacht war, sondern für die Erwachsenen, genauer gesagt – für die "großen, erwachsenen Kinder".
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts griff die Aristokratie den Trend auf: Weihnachtsbäume wurden in den Häusern in ganz Europa aufgestellt, und allmählich kamen sie auch ins zaristische Russland. In der Mitte des vorletzten Jahrhunderts begann man, Glasornamente daran zu hängen, und gegen Ende des Jahrhunderts erschienen in den USA die ersten elektrischen Lichterketten. Die industrielle Produktion von Weihnachtsbaumspielzeug begann.
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