Wir reden nicht gern darüber, das Sterben. Es ist ungemütlich, macht die Stimmung kaputt. Niemand sagt beim Kaffeekränzchen: „Wisst ihr, ich hab neulich darüber nachgedacht, wie ich am liebsten abtreten würde.“ Aber warum nicht? Schließlich ist Sterben doch das letzte große Abenteuer. Der Moment, in dem wir endlich rausfinden, ob da noch was kommt – oder ob es einfach nur ein ewiges, leises „Puff und weg“ ist.
Jeder hat da so seine Vorstellung. Die einen wollen im Schlaf sterben, friedlich, ohne Drama. Andere sagen: „Ich will im Alter von 120 auf einem Vulkan tanzen.“ Und dann gibt es die Pragmatiker: „Hauptsache nicht auf dem Klo.“
Das Problem ist: Sterben ist selten so, wie wir es planen. Der Tod hat keinen Sinn für Timing. Er kommt, wann er will. Du kannst einen perfekten Tag haben, alles läuft, und dann zack – Game Over. Ein bisschen wie ein nerviger Pop-Up auf deinem Bildschirm, das du nicht schließen kannst.
Die Angst vor dem Sterben ist dabei eigentlich die Angst vor dem Unbekannten. Wir Menschen hassen Ungewissheit. Stell dir vor, du bestellst in einem Restaurant und der Kellner sagt: „Kommt gleich, aber ich verrate nicht, was.“ Das wäre der Tod in kulinarischer Form.
Vielleicht kommt nach dem Tod das große Nichts. Vielleicht ein Himmel, wo wir alle in weißen Gewändern auf Wolken sitzen und Harfe spielen – was mich persönlich ziemlich langweilen würde. Vielleicht auch eine Wiedergeburt. Wer weiß? Du könntest als Schmetterling zurückkommen oder, wenn du richtig Pech hast, als Kundenberater bei der Telekom.
Das Sterben gehört zum Leben wie das Kaffeekochen am Morgen. Man macht es nicht gern, aber es muss halt sein. Ohne den Tod wäre das Leben doch nichts Besonderes. Stell dir vor, wir wären unsterblich. Du könntest alles verschieben: „Ach, ich lern morgen Klavierspielen. Oder in 300 Jahren.“ Und dann machst du’s nie.
Er macht uns wachsam. Er zwingt uns, das Leben zu genießen, bevor das letzte Kapitel geschrieben ist. Ohne ihn wären wir alle faul, gelangweilt und vermutlich viel zu spät dran.
Wir behandeln den Tod, als wäre er ein unangenehmer Onkel, der zu Familienfeiern kommt und immer zu viel trinkt. Wir ignorieren ihn, tun so, als wäre er nicht da. Aber er ist immer da. In den Nachrichten, in der Literatur, sogar in unseren Filmen – meistens in Zeitlupe, mit dramatischer Musik und mindestens einer Explosion.
Aber der Tod selbst? Der ist wahrscheinlich ganz ruhig. Kein Drama, kein roter Teppich. Einfach nur: „So, das war’s. Danke fürs Mitmachen.“ Die Welt wird nicht aufhören sich zu drehen und der Takt des Lebens geht weiter.
Was bleibt von uns, wenn wir gehen? Ein paar Fotos, Erinnerungen, vielleicht eine Sammlung von peinlichen Videos, die irgendjemand bei deiner Beerdigung zeigt.
Vielleicht geht’s gar nicht darum, was wir hinterlassen, sondern wie wir gelebt haben. Hast du gelacht, geweint, geliebt? Hast du verrückte Dinge getan, die du später bereut hast, aber nicht missen möchtest? Sterben ist das Ende – aber das Leben davor ist die eigentliche Show. Genieße sie, in jedem Atemzug, mit jedem Herzschlag und mit jeder Faser deines Körpers. Irgendwann könnte es dafür zu spät sein.
✍️ Tim Reinhold
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